Kritisches Gedenken

Auszug aus dem Text Verbindungen sprechen. Verbindungen schreiben. Verbindungen sprechen und schreiben. Verbindungen von Rassismus und Trans[feindlichkeit] in LSBTI- Zusammenhängen. Mehr als nur ein Arbeitstitel. Der Versuch eines Anfangs” von autotrans, veröffentlicht in einer Broschüre von LesMigraS zu Verbindungen von Transfeindlichkeit und Rassismus:
 
“Es geht um strukturelle Diskriminierungen und Kriminalisierungen, insbesondere von Transpersonen of Color, deren Mehrfachzugehörigkeiten und Gewalterfahrungen nicht in entweder Rassismus oder Trans[feindlichkeit] passen. Jedoch werden diese komplexen Gewalterfahrungen in der LSBTI-Szene zumeist ausgeblendet und wenn überhaupt monothematisch als Trans[feindlichkeit] oder Rassismus thematisiert. Ein Beispiel dafür ist der Transgender Day of Remembrance in Berlin und in anderen Städten weltweit, bei dem an ermordete Trans_Menschen erinnert werden soll. Dass viele der Ermordeten Trans_Menschen of Color sind, die nicht der Mittelschicht angehörten und nicht nur von Trans[feindlichkeit] betroffen sind, sondern gleichzeitig von alltäglicher rassistischer und ökonomischer Gewalt, wird zumeist ignoriert (auch wenn nach deren Ermordung oft nicht klar ist, ob (allein) Trans[feindlichkeit] die Täter_innen zu ihrer Gewalttat motiviert hat.) Dies ist eine Politik, die einen Menschen auf ein Identitätsmerkmal reduziert. Eine Politik, die die Komplexität und Verwobenheit von Gewaltverhältnissen und der eigenen Partizipation durch die Adressierung nur eines Diskriminierungsverhältnisses ausblendet, in diesem Fall Trans[feindlichkeit]. Die LSBTI-Szene steht vor der Aufgabe der Adressierung und Reflektion von individuellen und kollektiven Partizipationen in diesen Gewaltverhältnissen, die sich in diesem Text schwerpunktmäßig auf Rassismus und Trans[feindlichkeit] beziehen, jedoch die Notwendigkeit artikulieren, Machtverhältnisse in ihrer Gesamtheit zu thematisieren und in Frage zu stellen.”
 
Der Text von 2011, online veröffentlicht auf der Internetseite von LesMigraS, ist nach wie vor aktuell. Er hat uns dazu gebracht, über (gängige) Formen des Gedenkens zu reflektieren und diese infrage zu stellen. Daher wollen wir ihn an dieser Stelle teilen.
 

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